PRESSETEXT:
Mit Sherif Baruwa und Michael Weidhofer präsentiert Hidden Track
III zwei Künstler, deren Produktion ein weites Spektrum von Skulptur,
konzeptueller Fotografie über (erweiterte) Malerei und Zeichnung
bis hin zur Installation umfasst. Von unterschiedlichen Ansätzen
ausgehend, ist das Experiment, das Prozesshafte als Arbeitsmethode und
künstlerische Praxis im Werk beider Künstler sichtbar.
MICHAEL WEIDHOFER (BOLTENSTERN BAR)
Michael Weidhofer’s Arbeiten entwickeln sich oft aus direkten
Bezügen zu gegebenen Räumen und Situationen. Für die
aktuelle Ausstellung nimmt er den ungewöhnlichen Ausstellungsort,
zu dem auch eine Bar im 50er Jahre-Design gehört, als Ausgangspunkt
für seine Intervention. Mit einer Reihe von über der Theke
hängenden, mit schwarzem Lack beschichteten und aufgrund dessen
licht-undurchlässigen Glühbirnen wirft er Fragen des Designs,
des Minimalismus und der Funktionalität auf. Nicht zuletzt kann
die Installierung dieser zusätzlichen „Nicht-Beleuchtung“
als subtile Anspielung auf die gängige Ausleuchtungspraxis in Ausstellungsräumen,
besonders in „White Cubes“ gedeutet werden.
SHERIF BARUWA (BOLTENSTERN.RAUM)
Wer sich einer bestimmten Sache ganz sicher ist, könnte eine Behauptung
aufstellen, dass etwas so oder so sei. Wer sich nicht ganz sicher ist
und nur an die Möglichkeit denkt, dass etwas so sein könnte,
wird keine Behauptung aufstellen sondern den Gedanken als bloßen
Gedanken fassen. Diese Gedanken sind sich ihrer Zeitlichkeit genauso
bewusst wie ihrer impliziten Umstößlichkeit. Sie verändern
sich, stehen für einen Augenblick im Raum und können im Handumdrehen
wieder verworfen werden. Betrachtet man die Arbeiten von Sherif Baruwa,
dann sind diese den Gedanken und ihrem Wissen um die Möglichkeit
einer Alternative mehr verbunden als möglichen Behauptungen. Wenn
sie sich aus erkennbar gehaltenen Bruchstücken eines Materials
zusammenfinden zu einer Konstruktion, dann verschweigt diese nie ihre
Fragilität und Umstößlichkeit: buchstäblich umstößlich
und augenblicklich richten sie sich auf um als skulpturale Skizze zu
erscheinen. Hölzerne Gedankensplitter, spontane Einfälle.
Konsequent an diesen Entscheidungen fürs Gedankliche ist der Versuch,
diesen Möglichkeiten nachzugehen. Die hölzerne Konstruktion
wird an einigen Stellen mit Leinwand ummantelt, bekleidet und bemalt,
bemalt in Fortsetzung der räumlichen Annahme. Was dann erscheint,
ist die Aura einer Versuchsanordnung, ein Experiment. Den experimentellen
Status unterstreichen die Versuche, für diese Konstruktionen eine
Grundlage, ja einen Grund zu finden. Sie stehen auf wackeligen Beinen
und auf einem Grund, der selbst nur eine Konstruktion, ja eine Annahme
verkörpert. Was dann bleibt ist der Eindruck einer skulpturalen
und malerischen Realität, die sich von der Behauptung einer manifesten
Umgebung löst und ein Plädoyer fürs Verwerfliche abliefert.
Was für einen Augenblick als raumgreifende Möglichkeit erscheint,
suggeriert zugleich die Alternative, wieder ins Gedankliche zurückzufallen,
um sich aufs Neue wieder zu konfigurieren. In diesem Sinne entwirft
Sherif Baruwa Chimären, skulpturale Gespenster. Diese Zeitlichkeit
hat den Charme von Filmstills, die man in der Betrachtung eines Films
selbst nie zu sehen bekommt und nur als Ungesehene wahrnimmt. Tauchen
sie dann auf, fixiert im Bild und für den Augenblick, dann maskieren
sie die Zeit, die sie nicht haben. (Andreas Spiegl, „Gespenster
in der Zeit“, 2008)
Am Eröffnungsabend findet ein Live-Konzert der New Yorker Musikerin
und Sängerin g.rizo in der Boltenstern Bar statt.